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HATE – Der Krieg der Könige – Von Machtgier, Glauben und mehr

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HATE wurde vor 35 Jahren in Warschau/Polen gegründet und wird in der Szene als “Markenzeichen der Beständigkeit” gesehen. HATE, das sind Atf Sinner (Vocals, Guitars), Domin (Guitars), Nar-Sil (Drums) und Tiermes (Bass), die ebenfalls als “elegantes und druckvolles Death-Metal-Monster” gepriesen werden.

Guten Morgen nach Polen, zu Perun V. aka ATF Sinner, Gitarrist und Sänger Band HATE, der Death Metal Formation, die 2025 bereits seit 35 Jahren besteht und am 02. Mai 2025 ihr neues Werk “Bellum Regiis” über Metal Blade Records veröffentlichten. Wie geht es euch und wo erreichen dich meine Fragen?

Adam: Hallo! Wir sind heute in Budapest, immer noch auf der Beyond The Black Tour mit KRISIUN, VENOM INC und ATER. Es stehen noch Shows in Kroatien, Rumänien und Griechenland bevor. Bisher lief die Tour gut, und besonders die beiden Shows in Polen waren spektakulär, was Besucherzahl und Atmosphäre angeht.

Würdet ihr als HATE damit konform gehen, was in der Einleitung über euch steht – dass ihr ein “Markenzeichen der Beständigkeit” und als “elegantes und druckvolles Death-Metal-Monster” gepriesen werdet?

Adam: Danke für die Rezension. Ich finde, das neue Album geht in Sachen Instrumentierung und Arrangements über Death Metal hinaus. Es präsentiert einen neuen, mutigen und aggressiven Stil mit einer anderen Produktion, die diesmal von David Castillo (CANDLEMASS, CARCASS, DARK TRANQUILITY, KATATONIA u.a.) im Grondahl Studio in Stockholm übernommen wurde. Gemeinsam ist es uns gelungen, einen kraftvollen, modernen Sound mit viel unheimlicher Atmosphäre und Tiefe zu verbinden. Das neue Album ist also wie eine neu definierte Formel unseres Sounds.

Was bedeutet der Titel “Bellum Regiis” wenn man ihn übersetzt und was erwartet eure Fans auf eurem 13. Album hinsichtlich der Lyrik?

Adam: “Bellum Regiis” bedeutet “Krieg der Könige”. Es handelt von der Machtgier unserer Spezies und dem damit verbundenen Kampf. Es wirft die große Frage auf: “Warum sind wir so stark von Konzepten wie Macht, Reichtum, Ruhm und Glauben motiviert?” Das Hauptthema ist also der Kampf um Macht und alles, was damit zusammenhängt.

Der Titeltrack ‘Bellum Regiis’ startet recht ruhig, man hört Spoken Words, man vernimmt den klaren, schönen Gesang von Eliza Sacharczuk (einer renommierten Sängerin und Gesangslehrerin, die ein ganzheitliches Kunstzentrum in Bialystok leitet) und dann nimmt der Song Fahrt auf. Um was geht es im Titeltrack, dessen Atmosphäre bedrückend, in gewisser Art roh, aber auch melancholisch ist?

Adam: Ich glaube, “Bellum Regiis” ist der zentrale Song hier. Er repräsentiert das gesamte Album auf bestmögliche Weise. Als Song strahlt er tiefe Melancholie und Erhabenheit zugleich aus. Der Gesang von Eliza Sacharczuk verleiht dem Song ein starkes Zeitgefühl. Ob das Nostalgie, Erinnerung, Bedauern oder Zukunftsvorbereitung ist, liegt im Auge des Betrachters. Im Ohr des Zuhörers, schätze ich. Die Themen des Titeltracks sind Kriege und Konflikte, die die Menschheitsgeschichte seit Anbeginn der Zeit begleiten. Ob sie nun sinnlos sind oder nicht – sie sind Narben in unserem Innersten.

Eliza Sacharczuk, die mit ihrer eindrucksvollen Stimme mehrmals zu hören ist beeinflusst mit ihren kurzen Darbietungen die Atmosphäre der Songs und verleiht ihnen mehr Tiefgang. Wie kam denn der Kontakt zustande und ist sie auch Fan eurer Musik?

Adam: Für das Album suchte ich eine Sängerin, deren Stimme einen interessanten Kontrast zu meiner bilden würde. Eliza war eine der Kandidatinnen. Sie ist zufällig die Frau eines Freundes, und so trafen wir uns irgendwann, und ich dachte, ich könnte sie bitten, mit uns ins Studio zu kommen. Wir machten zunächst einige Voraufnahmen, die sehr vielversprechend waren. Eliza hatte außerdem einige Jahre ihres Lebens in Griechenland verbracht. Da ich das wusste, hatte ich die Idee, dass sie einige klassische griechische Texte in einer Originalsprache singen könnte. Also wählte ich einige Fragmente aus Aischylos-Tragödien aus – Teile, die zur Musik und zum Thema passen – und sie sang sie auf Griechisch. Ich finde, sie hat das großartig gemacht. Ihr Gesang bildet den bestmöglichen Kontrast zu meinem.

Ihr habt aber nicht nur von Eliza Sacharczuk Unterstützung, auch für die Orchestration wurdet ihr von Michał Staczkun unterstützt und Produzent David Castillo war auch an Bord. Wie wichtig waren bzw. sind diese “Bauteile” für HATE?

Adam: Es ist tatsächlich das erste Mal, dass wir ein Album größtenteils außerhalb Polens aufgenommen und produziert haben. Wir wollten die Formel neu definieren und haben uns daher mit dem Produzenten David Castillo im Stockholmer Grondahl Studio zusammengetan. David ist ein erfahrener Toningenieur und Produzent. Als ich ihn das erste Mal traf, um das neue Material zu besprechen, waren wir uns einig, dass unser klangliches Ziel darin besteht, eine Platte zu schaffen, die hart reinhaut und gut klingt, aber dennoch nichts von ihrer Menschlichkeit preisgibt. Wir wollten unseren natürlichen Bühnensound so weit wie möglich bewahren. Daher ist die Platte ziemlich organisch und unserem Live-Sound treu geworden. Dennoch bietet sie viele epische Momente und ausgefeilte Arrangements. Michał Staczkun ist seit dem Album “Erebos” (2010) unser langjähriger Kollaborateur. Ich habe mit ihm hauptsächlich an Samples und Orchestrierungen für das Album gearbeitet.

Du beschreibst den ersten erarbeiteten Song, ‘Alfa Inferi Goddess of War’ und den letzten ‘Ageless Harp of Devilry’, als Themenzusammenfassung, die zugleich einige der stärksten Themen des Albums beleuchten. Was bedeutet diese Aussage im Detail?

Adam: ‘Alfa Inferi’ war der erste Song des neuen Albums und bildete somit eine Brücke zwischen “Rugia” und dem neuen Material. Auch ‘Perun Rising’ war eine ältere Komposition, wurde aber komplett neu arrangiert und in das Material aufgenommen. ‘Ageless’ hingegen war der letzte Song des Albums und repräsentiert sozusagen einen neuen, offensiveren Stil. Textlich ist ‘Alfa’ vom slawischen Heidentum und einer archaischen Geschichte einer sündigen Frau inspiriert. ‘Ageless’ bezieht sich auf die aktuelle globale Situation – einen bevorstehenden Kampf der Titanen, sozusagen in einen historischen Kontext gestellt. Eine Rivalität zwischen West und Ost und die dahinter brodelnde Propaganda.

Mit dem Lied ‘Iphigenie’, die in der griechischen Mythologie eine Tochter von König Agamemnon und Königin Klytaimnestra war, beschäftigt ihr euch erneut mit der Mythologie Griechenlands. Woher kam die Inspiration und welche Mythologien findest du interessanter, die aus Griechenland oder die Slawische?

Adam: Mythologien sind inspirierend, weil sie eine universelle Sprache und Themen verwenden, die jeden ansprechen. Sie erzählen Geschichten, die der menschlichen Natur entsprechen. Es geht um schwierige Entscheidungen und Dramen, denen wir alle in verschiedenen Lebensphasen gegenüberstehen. Die Hauptinspiration stammt aus der slawischen und griechischen Mythologie. Einige Songs sind jedoch direkt von Gedichten unseres Freundes Benek Babalon inspiriert, der mich zum Beispiel auf die Geschichte der Iphigenie aufmerksam machte. Als ich gerade mit der Arbeit am Album begann, schickte er mir einige seiner eigenen Gedichte und lenkte meine Aufmerksamkeit auf einige besondere Geschichten, die mich irgendwie berührten.

Mich begeistert besonders ‘The Vanguard’, eine vor Kraft strotzende und sehr brachiale Nummer, wohl auch die härteste auf der Platte. Wovon handelt das Lied und werdet ihr dieses “Monster” live spielen?

Adam: Es ist einer der epischsten Tracks auf dem Album und auch der schnellste. Die Schlagzeugaufnahmen waren eine ziemliche Herausforderung, aber Nar-Sil hat großartige Arbeit geleistet. Was die Bedeutung des Songs angeht, so hat er einen kriegerischen Charakter. Er folgt der wörtlichen Bedeutung von “Vorhut” – der vordersten Front einer vorrückenden Armee. Erbarmungslos das Land eines Feindes zerstörend. Im Text verwende ich die skythischen Eroberungen als Beispiel für eine brutale, grausame Invasion, aber sie sind auch heute ein Ritual so ziemlich jeden Krieges, den wir beobachten.

Daniel Rusiłowicz zeichnete das Coverartwork für “Bellum Regiis”, das stilistisch perfekt zur Musik passt und auch Spielraum für Interpretationen lässt. Wie blickst du auf das Kunstwerk?

Adam: Das Albumcover gefällt mir sehr gut. Es ist ein kraftvolles und tiefgründiges Kunstwerk, wie die meisten Grafiken, die Daniel im Laufe der Jahre für uns erstellt hat. Der König auf dem Cover sieht aus, als hätte er Not und Mühen durchgemacht. Er steht vor einem Abgrund, kurz vor dem Abgrund. Er hat alles verloren, außer der Krone – dem einzigen sichtbaren Zeichen seiner einstigen Größe. Doch er hat noch immer etwas Würde, einen Funken dieser “Stirps Regia” – des Gesetzes, das von seinen Vorfahren stammt. Allen Widrigkeiten zum Trotz hält er daran fest.

Wenn du euren Fans eine Art “Hörempfehlung” für eure Musik, speziell für “Bellum Regiis”, geben müsstet, wie würde die aussehen? Eher erstmal laut ballern oder sich den Inhalten widmen und dann volle Kraft aus den Boxen?

Adam: Ich empfehle, unsere letzten drei Alben anzuhören, beginnend mit “Auric Gates of Veles” (2019), “Rugia” (2021) und dann “Bellum Regiis” (2025). Sie enthalten definitiv einen der besten Tracks, die wir je aufgenommen haben.

Ihr seid ziemlich zügig nach dem Release auf Tour, habt auch ein paar Termine in Deutschland. Wie sieht denn euer Festivalsommer aus?

Adam: Wir werden an einigen Sommerfestivals in Deutschland und anderen europäischen Ländern teilnehmen. Wir buchen keine Konzerte, also schaut bald auf unseren Social-Media-Kanälen vorbei! Anschließend starten wir zusammen mit VLTIMAS eine ausgedehnte Tournee durch Südamerika, auf der wir neun Konzerte in sieben Ländern spielen werden. Zum ersten Mal spielen wir in Argentinien/Buenos Aires.

Ich bedanke mich für deine Zeit, die letzten Worte gehören dir!

Adam: Vielen Dank für das Interview. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, unseren Fans und Followern in Deutschland ein herzliches “Hallo” zu senden. Wir kommen bald auch zu euch! Stay tuned!

Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Mariusz Kowal, Maciej Pieloch (Desert Photos)