GODSEND – AS THE SHADOWS FALL REISSUE 2CD

GODSEND

Titel: AS THE SHADOWS FALL REISSUE

Label: PETRICHOR / UNIVERSAL

Spieldauer: 63:19 Minuten

Was hat Dan Swanö nicht schon alles angepackt in diesem Leben? Eines der obskureren Projekte des Tausendsassas stellt dieser nunmehr neu aufgelegte Release aus 1993 dar. Die Schweden GODSEND um Swanö veröffentlichten in den Folgejahren noch zwei weitere Alben, und das hier als Bonus CD angebotene 1992er Demo fand tatsächlich auch schon auf dem letzten Werk „A Wayfarer’s Tale“ 1997 Verwendung. Wie dem auch sei, „As The Shadows Fall“ ist ein verwirrendes, kauziges Stück Musik und bietet einen kruden Stilmix verschiedener Spielarten des (meist) Doom. Da wären eingängige, nach einer metallischen Version Obsesseds klingende Songs wie der Opener „Slaydream“ oder „Spiritual Loneliness“, grabestief gelegte Gothic-Ausflüge (Titeltrack und „Beyond The Mists Of Memory“), sehnsuchtsvolle Schneckenballaden („Autumn Leaves“ – das können Isole besser…) oder experimentelle, leicht mit Pop kokettierende Stücke im Stile von „My Lost Love“ und auch Singer Songwriter-Mucke („Walking The Roads Of The Unbeheld“).

Es fällt jedoch gleich auf, dass Swanös Stimme dem Projekt nicht wirklich gewachsen war. Zwar schlug er sich irgendwo zwischen gothischem Tenor und betörenden Lagerfeuer-Timbre recht wacker. Echte stimmliche Tiefe, echter Ausdruck klingen jedoch definitiv anders („With The Wind Comes The Rain“ – oje…). Zudem hinterlässt der erwähnte Stil-Mischmasch das G’schmäckle der Orientierungslosigkeit. Der rote Faden geht nach spätestens 20 Minuten komplett verloren. Zwar mag man ein Stück wie „Silence Of Time“ als Vorwegnahme von Tiamats auf „Wildhoney“ eingeschlagenem Weg verstehen – Johan Edlund bekam dies dann jedoch deutlich besser hin.

Was soll man also sagen? „Obskur“ bedeutet eben nicht immer auch „gut“. Vor 15 Jahren wären GODSEND auf dem von handeverlesenen Doomfanatikern heimgesuchten Doom Shall Rise sicher gut angekommen. Nüchtern betrachtet handelt es sich bei „As The Shadows Fall“ jedoch beileibe nicht um den mindestens Semi-Klassiker, den der Autor des Waschzettels hier entdeckt haben will. Leute, versucht uns nicht immer wieder alte Kleider als Maßanzüge zu verkaufen…

Patrick Müller vergibt 6 von 10 Punkten