ANCIENT BARDS – ARTIFEX

ANCIENT BARDS

Titel: ARTIFEX

Label: LIMB MUSIC

Spieldauer: 62:54 Minuten

VÖ: 25. April 2025

Sechs Jahre sind seit dem vierten und bislang letzten ANCIENT BARDS Album “Origine“ ins Land gezogen. Vor beinahe zwei Dekaden gründeten Mastermind und Keyboarder Daniele Mazza und Bassist Martino Garattoni (Ne Obliviscaris) die Band und haben ihr Symphonic/Power Metal Konzept nun weiter auf die Spitze getrieben und präsentieren mit “Artifex“ ihr Opus Magnum, das man wohl als eine Art Metal Oper bezeichnen kann.

Ein buntes, kraftvolles, lebendiges, monumentales Werk des orchestralen Epic Power Metal mit großen Melodien, exzellenten Arrangements, fetten Orchestrierungen und hochklassiger Instrumentalarbeit, welche die mystische Storyline, den zweiten Teil der „The Black Crystal Sword Saga“, deren Erzählung 2019 in “Origine“ ihren Anfang genommen hatte, fortsetzt. Das Doppel-Package beinhaltet zusätzlich eine rein instrumentale Variante der Scheibe.

Leadsängerin Sara Squadrani legt hier nicht nur selbst eine starke Performance an den Tag, sondern wird von diversen Gaststimmen und einem 42-köpfigen Chor unterstützt. Die Gastsänger Francesco Cavalieri (Wind Rose), der beim mitreißenden `The Vessel´ in Erscheinung tritt, Mark Jansen (Epica) sowie die Violine von Gabriele Boschi (Winterage) und die Gitarre von Simone Mularoni (DGM) bereichern einige Tracks.

Das Album tönt wie aus einem Guss, allerdings unterbrochen durch gesprochene Teile, längere, cinematische Instrumentalpassagen und verbindende Teile, die es bei einem so angelegten Epos einfach benötigt, die aber den musikalischen Flow auch immer ein wenig hemmen.

Und dennoch haben es nicht wenige Tracks verdient, sie herauszuheben. Und es ist ein großer Pluspunkt der Platte, dass es fulminante, für sich stehende Stücke wie den rasanten Opener `My Prima Nox´, das grandiose `The Empire Of Black Death´ mit seinen packenden Growlparts und fetten Chören, die galaktischen Gitarrensoli von Claudio Pietronik in `Soulbound Symphony´ sowie den beinahe sakralen, abschließenden Titelsong enthält.

Das kompositorische Niveau von Genre-Giganten wie Nightwish und Epica, die zugegebenermaßen aber auch einen etwas anderen Ansatz verfolgen, erreicht das talentierte Sixpack dabei noch nicht ganz.

Und wie gesagt: es gibt einzelne Songs, die vor allem dem Aufbau einer ganz eigenen Atmosphäre oder dem Weitertreiben der Erzählung dienen, aber eben auch metallisch-symphonische Kracher wie das treibende `My Blood And Blade´ und das melodisch-eindringliche `Unter The Shadow´. Andererseits ist der Anteil arienhafter balladesker Stücke, abgesehen vom gelungenen, emotionalen `Unending´ relativ hoch. Vor allem diese driften dann leider doch manchmal ins klischeehaft Kitschige ab und sind dann mehr Disney als Metal.

Unter dem Strich aber wahrlich kein schlechtes Album, welches hörbar davon profitiert, dass alle Beteiligten über ANCIENT BARDS hinaus in den letzten Jahren ihren musikalischen Weg gegangen sind: Drummer Federico Gatti mit Wind Rose, Martino Garrattoni mit Ne Obliviscaris, Claudio Pietronik bei Two Steps From Hell mit seinem Gitarrenspiel. Daniele Mazza selbst arbeitete an seinem Soloprojekt und unterstützte diverse Acts mit seinen raumgreifenden Orchestrierungen, darunter The 7th Guild sowie die Alben „Hermitage“ von Temperance und „Nemesis AD“ von Serenity.

Fazit: Weit gefächerte musikalische Landschaften entführen den Hörer in eine fantastische Welt und mystische Story, der dort eine kreative, homogene und kurzweilige Stunde Symphonic Epic Power Metal genießen darf.

Michael Gaspar vergibt 8 von 10 Punkten